Kammerflimmern

Erfahren Sie in diesem Artikel mehr darüber, wann die Kardiologin von Kammerflimmern spricht und welche Behandlungen notwendig sind.

Was ist Kammerflimmern?

Sofortige Herzmassage hilft Leben retten

Kammerflimmern ist eine schwere Herzrhythmusstörung (Arrhythmie). Zwei verschiedene Arten von Herzrhythmusstörungen können unterschieden werden. Schlägt das Herz zu langsam, also weniger als 60 Mal pro Minute, liegt eine verlangsamende (bradykarde) Herzrhythmusstörung vor. Schlägt es dagegen zu schnell, mehr als 100 Mal pro Minute, spricht Ihre Kardiologin von einer beschleunigenden (tachykarden) Herzrhythmusstörung. In diese Gruppe gehört das Kammerflimmern. Es ist eine lebensbedrohende Erkrankung. Mit mehr als 320 Schlägen pro Minute ist das Herz völlig aus dem Rhythmus gekommen.

Bei einem gesunden Menschen zieht sich das Herz etwa 60 bis 80 Mal pro Minute zusammen und pumpt Blut durch den Körper.
Beim Kammerflimmern schlägt das Herz nicht nur viel zu schnell sondern auch unkontrolliert. Deshalb kann von der Herzkammer kein Blut mehr in den Kreislauf gepumpt werden. Nach 10 bis 15 Sekunden bricht der Patient bewusstlos zusammen. Seine Pupillen sind starr und geweitet. Es kommt zum Herz-Kreislauf-Versagen mit Atem- und Herzstillstand. Nun muss sofort gehandelt werden. Jede Sekunde zählt. Ansonsten stirbt der Patient binnen weniger Minuten. Wiederbelebungsmaßnahmen sind unverzüglich einzuleiten. Eine Herzdruckmassage und eine Beatmung halten den Patienten am Leben, eine Elektroschockbehandlung (Defibrillation) durchbricht das Kammerflimmern und bringt das Herz wieder in Takt. Ein Notarzt muss unverzüglich gerufen werden.
In Deutschland sterben noch immer viele Menschen an einem Kammerflimmern, weil sie nicht rechtzeitig wiederbelebt (reanimiert) wurden. Bei etwa 5 bis 10 Prozent der Menschen, die am plötzlichen Herztod sterben, ist Kammerflimmern dafür verantwortlich. Dabei hängen inzwischen auf vielen öffentlichen Plätzen wie Flughäfen, Bahnhöfen oder in Bankfilialen so genannte automatische externe Defibrillatoren (AED), die auch von Nicht-Medizinern bedient werden können. Nicht zu handeln ist der größte Fehler. Die Überlebenschancen sind umso höher, je früher mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird.  Mit jeder Minute, die ohne solche Maßnahmen verstreicht sinken die Überlebenschance um etwa 10 Prozent.

Wichtig ist deshalb auch, auf Vorsymptome zu achten. Das können schwere Engegefühle in der Brust sein, die mit Schmerzen verbunden sind und bis in den linken Arm ausstrahlen, aber auch akute Atemnot, Herzrasen und Schwindel.

Ursachen des Kammerflimmerns

Als häufigste Ursache für das Kammerflimmern gilt die koronare Herzerkrankung. Etwa 80 Prozent der Betroffenen leiden darunter. Auch andere Herzerkrankungen, eine unzureichende Blutversorgung des Herzmuskels, Sauerstoffmangel, ein Kreislaufschock durch Stromschlag und Ertrinken sowie Überdosierungen von Medikamenten (z.B. Antidepressiva, Chinidin, Digitalis) können dafür verantwortlich sein. Hier die wichtigsten Ursachen im Überblick:

  • Koronare Herzerkrankung
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Herzinfarkt (Myokarditis)
  • Herzmuskelentzündung
  • Herzklappenerkrankung
  • Ausbuchtung der Herzwand (Herz-Aneurysma)
  • Unfall
  • Kreislaufschock

Wa können Sie tun um Kammerflimmern zu vermeiden?

Erhöhte Blutfettwerte, Nikotingenuss, hoher Blutdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus, Alkoholgenuss, Stress, Bewegungsmangel und die Antibabypille können Kammerflimmern begünstigen. Beugen Sie deshalb mit gesunder Lebensweise vor und lassen Sie sich von Ihrer Kardiologin beraten. Ein Herzcheck hilft Risikofaktoren festzustellen. Rauchen ist ein Risikofaktor. Wem es gelingt, darauf zu verzichten, hat schon viel zur Vermeidung von kammerflimmern beigetragen. Regelmässige Bewegung, gesunde Ernährung mit viel Vitaminen und Ballaststoffen und das Normalgewicht zu halten oder zu erreichen sind ebenfalls wichtige Säulen der Gesundheit. Sinnvoll ist außerdem die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung ab dem 35. Lebensjahr.Oft genügen schon leichte Umstellungen der Lebensgewohnheiten um nachhaltig die Herzgesundheit verbessern zu können.

Was Sie bei Ihrer Ärztin für Kardiologie erwartet

Nach einer erfolgreichen Reanimation ist es wichtig, eine umfassende Therapie einzuleiten. Zuerst wird ein Gespräch stattfinden, in welchem Ihre Kardiologin und Fachärztin für Innere Medizin sich ein Bild über zurückliegende Beschwerden und eventuell bestehende Krankheiten macht. Dazu wird sie ein Reihe von Fragen stellen, wie:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Hatten Sie schon einmal Kammerflimmern?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihre Kardiologin  benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Mit dem Medikamentenplan können Sie schon vor dem Arztbesuch  eine Übersicht über die Medikamente, die sie einnehmen, erstellen.

Welche Untersuchungen finden statt?

Nach dem Gespräch (Anamnese) kann die Kardiologin ein Elekrtrokardiogramm (EKG) druchführen. Dabei wird wird nach den Grunderkrankungen gesucht, welche möglicherweise das Kammerflimmern ausgelöst haben.

Behandlungen (Therapie)

Bei Kammerflimmern sofort den Notarzt rufen

Bei einem Kammerflimmern ist sofort ein Notarzt zu verständigen. Wenn Sie in der Leitstelle anrufen, sollten Sie unbedingt auf die pulslose Bewusstlosigkeit hinweisen, damit der Notarzt entsprechend angewiesen werden kann. Um den Patienten am Leben zu halten, sollen auch Laien mit einer Herzdruckmassage und Beatmung beginnen. Der Notarzt wird den Betroffenen weiter reanimieren. Dabei werden Defibrillation und Medikamente, z.B. Antiarrhythmika, eingesetzt. Ist der Betroffene erfolgreich reanimiert und hat sich der Kreislauf stabilisiert, kommt der Patient zur intensivmedizinischen Behandlung in ein Krankenhaus. Um Rückfällen vorzubeugen, kann ein interner Defibrillator (AICD: automated internal cardiac defibrillator) operativ eingesetzt werden. Er überwacht die Herztätigkeit und stoppt das Kammerflimmern schon im Ansatz mit einem Stromstoß. Wird nach dem Kammerflimmern eine koronare Herzerkrankung diagnostiziert, wird diese im Anschluss behandelt.

Prognose

Bei Menschen, die das Kammerflimmern durch Wiederbelebung (Reanimation) überlebt haben, besteht ein hohes Risiko für einen weiteren Anfall.

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