Was sind Herzklopfen und Herzrasen?

Herzklopfen (Palpitationen) und Herzrasen (Tachykardie) sind vielen Menschen wohlbekannte Symptome.

Definition

Beim Herzklopfen dominiert ein starker, pochender Pulsschlag in der Brust oder im Bauch, häufig ebenfalls im Hals- oder Kopfbereich. Herzrasen bezeichnet einen beschleu-nigten, abgeflachten Herzschlag. Von Herzrasen spricht man definitionsgemäß ab einem Ruhepuls von >100 Schlägen/ Minute.
Beide Symptome können in unterschiedlichsten zeitlichen Verläufen auftreten: von einmalig kurzzeitig auftretend, intermittierend wiederkehrend, situationsabhängig oder sich als chronische Herzrhythmusstörung manifestieren.

Synonyme und artverwandte Begriffe

  • Herzstolpern, Arrhythmie; Herzflimmern (umgangssprachlich)

Englisch: Palpitations, tachycardia, arrhythmia

Überblick

Das Herz (Cor) des Menschen ist ein muskuläres Hohlorgan und eine der funktionell wichtigsten Strukturen für die Lebenserhaltung des Menschen. Durch seine Fähigkeit zu rhythmischen Kontraktionen pumpt es pro Minute circa vier bis sechs Liter Blut durch den Körper. Nur eine permanente Kreislaufzirkulation, angetrieben durch das Herz, gewährleistet die Versorgung aller inneren Organe und des Gehirns mit lebenswichtigem Sauerstoff.

Hinsichtlich des Pumpmechanismus wechseln sich die Entspannungsphase (Diastole), in der sich die Herzkammern (Ventrikel) mit Blut füllen, mit der Austreibungsphase (Systole) miteinander ab. Den zentralen Antrieb bildet dabei das autonome Erregungsbildungs- und Leitungssystem des Herzens. Im sogenannten Sinusknoten (Nodus sinuatrialis), einem Konglomerat aus rhythmisch aktiven Zellen im rechten Vorhof, werden elektrische Erregungspotenziale generiert, die über den AV-Knoten (Atrioventrikularknoten, Nodus atrioventricularis), eine den Herzrhythmus kontrollierende Struktur, von den Vorhöfen auf die Trennwand der Herzkammern (Herzseptum) fortgeleitet wird und anschließend auf die Kammermuskulatur (Myokard) übertritt.

Das Myokard, also der eigentliche Herzmuskel, stellt funktionell einen Zusammenschluss aus vielen einzelnen spezialisierten Herzmuskelzellen dar. Diese sind untereinander über kleine Ionenkanäle (sogenannte „Gap Junctions“) verbunden. Konkret bedeutet diese Ionenleitfähigkeit die Möglichkeit der ungehinderten Erregungsausbreitung über den gesamten Herzmuskel. Somit bewirken die vom Sinusknoten ausgehenden Potenziale (Ladungsverschiebungen, Stromfluss) eine elektrisch koordinierte Erregung aller Herzmuskelzellen, die ebenfalls zu einer fast zeitgleich stattfindenden Kontraktion dieser Zellen führt und sich in der sichtbaren Pumpfunktion des Herzens äußert.

Zwar bildet das Herz eine funktionell autonome Einheit, steht jedoch unter dem regulatorischen Einfluss von Sympatikus und Parasympatikus. Dies sind zwei grundlegend gegensätzlich arbeitende evolutionär wichtige Systeme des Körpers, die eine Art physiologische „Grundsprannung“ (Grundtonus) einstellen können. Auf der einen Seite sorgt der Sympathikus unter Mobilisierung von Energiereserven für einen angespannten, aufmerksamen, fluchtbereiten Zustand („fight, flight, fright“ – „kämpfe, flüchte, fürchte“): Dem gegenüber stehend, durch den Parasympathikus vermittelt, ist die Entspannungs- und Verdauungssituation („rest and digest“ – „pausiere und verdaue“). Daran ist auch die Herzfunktion gekoppelt: gesteigerte Frequenz, vermehrtes Auswurfvolumen in der Anspannungsphase und ein erhöhter systemischer Blutdruck signalisieren eine sympathisch vermittelte Stress- und Anspannungssituation. Während einer parasympathischen Dominanz beruhigt sich die Herzfunktion, die Pulsfrequenz sinkt und der Kreislauf beruhigt sich.

Bemerken wir nun ein Herzklopfen, Herzstolpern oder einen schnellen Herzschlag, kann es entweder in einer Struktur des Herzens an sich zu einer Fehlfunktion gekommen sein, oder eine allgemeine Dysbalance zwischen Sympathikus und Parasympathikus bestehen. Im folgenden Abschnitt finden Sie eine Auflistung möglicher Ursachen.

Was kann Herzrasen auslösen?

  • Psychische Faktoren und Erkrankungen wie Aufregung, Angstsituationen, akuter oder chronischer Stress, sowie Essstörungen mit starkem Untergewicht und Nährstoffmangelversorgung
  • Körperliche Belastung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Brustenge (Angina pectoris), koronare Herzkrankheit (KHK), Arteriosklerose, Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Funktionelle Herzrhythmusstörungen: Vorhofflimmern oder –flattern, Extrasystolen, Sinusknotenineffizienz, sowie Überleitungsstörungen (AV-Block, Schenkelblock)
  • Herzinfarkt (Myokardinfarkt) oder allgemeine Herzmuskelinsuffizienz (Kardiomyopathie)
  • Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder des umgebenden Bindegewebes (Endo- oder Perikarditis)
  • Erkrankungen des Lungen- und Bronchialsystems (Bronchitis, Pneumonie, COPD, Tuberkulose, Bronchialkarzinome, Pleuraerguss)
  • Stoffwechselerkrankungen, wie Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Diabetes mellitus, hohe Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie), Übergewicht (Adipositas)
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie)
  • Im Rahmen der Immunreaktion auf Infekte oder bei systemischen Entzündungsreaktionen
  • Blutarmut (Anämie) und Volumenmangelzustände durch akuten oder chronischen Blutverlust, Schock, oder Blutbildungsstörungen
  • Genussmittelkonsum (Alkohol, Coffein, Nikotin)
  • Medikamentennebenwirkungen
  • Drogenabusus

Was können Sie selbst tun?

Meist sind ein kurzzeitig bemerktes Herzklopfen, Herzstolpern oder ein beschleunigter Herzschlag (Herzrasen) situationsabhängig, schnell wieder verschwunden und daher ohne wahren Krankheitswert. Treten diese Symptome jedoch über Minuten hinweg, allgemein gehäuft oder mit begleitenden Erscheinungen wie Brustenge und starken Schmerzen, Schwindel, Übelkeit, gegebenenfalls Erbrechen, Benommenheit und Kreislaufproblemen, Kaltschweißigkeit, Atemnot oder Seh- und Sprachstörungen auf, sollten Sie dies unbedingt ernst nehmen und ärztlich abklären lassen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen.

Hierzu gehören:

  • Internist
  • Kardiologe
  • Chirurg

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann besteht Ihr Herzstolpern/ Herzrasen? Gab es ein auslösendes Ereignis oder mögliche Situationen, in denen Sie dies gehäuft verspüren (beispielsweise unter Menschenmassen, bei Belastung, morgens/ abends)?
  • Können Sie eine genaue Beschreibung vornehmen? Was spüren Sie genau?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen oder Schmerzen?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär gehäuft aufgetreten?
  • Bestehen aktuelle körperliche oder psychische Erkrankungen, falls ja werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Trinken Sie viel Kaffee/ Cola?
  • Rauchen Sie?
  • Wie viel Alkohol nehmen Sie pro Woche ungefähr zu sich?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Untersuchungen (Diagnostik)

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Eingehende, gründliche körperliche Untersuchung: insbesondere das Abhören (Auskultation) von Herz, Lunge und Bauch mit dem Stethoskop kann bereits Hinweise auf eine mögliche Erkrankungen liefern
  • Blutdruckmessung, möglicherweise erstellt er dabei ein 24h-Profil
  • Blutentnahme zur Überprüfung des allgemeinen körperlichen Zustands
  • Elektrokardiogramm (EKG), gegebenenfalls unter Belastung auf dem Fahrradergometer (Stress-EKG)
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens (Sonografie) und der Halsschlagadern (Doppler-Echosonografie), gegebenenfalls unter Belastung auf dem Fahrradergometer (Stressechokardiografie)
  • Blutzuckeruntersuchung
  • Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Koronar-CT-Angiografie
  • Herzkatheteruntersuchung mit Kontrastmittelgabe zur Darstellung der Herzkranzgefäße

Behandlungen (Therapie)

Häufig ist kurzzeitiges Herzstolpern, Herzklopfen nicht auf eine Erkrankung des Herzens an sich zurückzuführen und daher nicht therapiepflichtig.

Wenn jedoch eine definitiv diagnostizierte Herzerkrankung vorliegt, sollte diese auch ärztlich überwacht medikamentös oder chirurgisch behandelt werden. Hierzu kann Ihr Arzt folgende Präparate einsetzen:

  • Das Herz-Kreislaufsystem modulierende, teilweise blutdrucksenkende Medikamente (Antihypertensiva) wie Digitalisglykoside, Betablocker, ACE-Hemmer, AT-I-Rezeptorantagonisten
  • Diuretika (Furosemid, HCT, Aldosteronantagonisten)
  • Antiarrhythmika (Amiodaron)
  • Beruhigungsmittel (Sedativa, Anxiolytika)

Chirurgisch besteht bei ausgeprägter, therapieresistenter Herzrhythmusstörung die Möglichkeit zur Implantation eines Herzschrittmachers (Defibrillator, ICD = Implantierbarer cardioverter Defibrillator), sowie diversen Eingriffen, die die Durchblutung des Herzmuskels verbessern und eine verbesserte Funktion wieder herstellen können (Ballondilatation, Stentimplantation).

Bei durch Unruhezuständen und Stress hervorgerufenen, nicht direkt auf einer Herzerkrankung gründenden, Symptomen können pflanzliche Präparate wie Baldrian, Hopfen oder Johanniskraut zu einer entspannteren Gemütslage beitragen. Auch ihre Gabe sollte jedoch ärztlich überwacht werden.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Folgende Lebensweisen können entscheidend dazu beitragen, das Herz zu entlasten und einer Herz-Kreislauferkrankung vorzubeugen:

  • Gesunde, vollwertige, vitaminreiche und möglichst fettarme Ernährung. Großmutter wusste schon: „An apple a day keeps the doctor away!“. Achten Sie zudem auf maßvollen Genussmittelkonsum: Ein hoher Cholesterinspiegel, Übergewicht, Rauchen,herzklopfen_110912_frau_beim_laufen_xs regelmäßiger und übersteigerter Alkoholkonsum stellen die wichtigsten, eine Entstehung von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems begünstigenden Faktoren dar.
  • Regelmäßige körperliche Betätigung
  • Eine ausgeglichene „Work-Life-Balance“: Gönnen Sie sich Pausen und Erholungsphasen im Alltag, vermeiden Sie häufige oder permanente Stresssituationen. Die Arbeit sollten Sie zum Feierabend bestenfalls auch wirklich abschließen. Nehmen Sie die To-Do-Liste für den Arbeitsplatz möglichst nicht mit nach Hause und versuchen Sie, Ihre Freizeit auch als solche zu begreifen und auszukosten.

Prognose

Da Herzklopfen, Herzstolpern und Herzrasen meist lediglich im Rahmen situationsbedingter Aufregung auftreten und somit nicht auf eine Herzerkrankung zurückführbar sind, stellen sie auch keine Gefahr für den Betroffenen dar.

Die Prognose bei Erkrankungen der Herz-Kreislaufsystems ist abhängig von der individuell diagnostizierten Schwere und dem Ausmaß des Krankheitsbildes sowie der Möglichkeit und dem Effekt der therapeutischen Intervention. Eine sichere Prognose lässt sich wohl in den seltensten Fällen stellen, jedoch kann Ihr Arzt Ihnen anhand von Studienergebnissen und auf Basis eigener Erfahrungswerte möglicherweise eine Einschätzung geben.

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